PREISVERLEIHUNG „Dissen“ kommt nicht in Frage

Ein Besucher des Seeberger Treffs trug mit Gitarre und Gesang zur Gestaltung der Preisverleihung im Jugendzentrum Northside bei. Foto: Haaser Beim Wettbewerb Anti-Diskreminierungs-Wettbewerb „Dissen - mit mir nicht!“ konnte das Freizeitwerk den ersten Platz abräumen. Aber auch die anderen Teilnehmer gingen nicht leer aus. Von Philipp Haaser Druckenper Mail Chorweiler. Wie auf einem Fahndungsplakat reiht sich ein Schwarz-Weiß-Porträtfoto an das nächste. Darüber steht mit roter Schrift auf schwarzem Grund: „Gemeinsamkeiten gesucht!“ Mit diesem Plakat gewannen die Jungen und Mädchen vom Jugendfreizeitwerk Köln den ersten Preis beim Wettbewerb „Dissen – mit mir nicht!“, der sich gegen Rassismus und Diskriminierung richtete. Mit einer Feier würdigten die Veranstalter die zahlreichen Beiträge von Schulen und Jugendeinrichtungen. Unterstützung für Diskriminierte Wer Opfer von Diskriminierung wird, kann sich an das Antidiskriminierungsbüro des Vereins Öffentlichkeit gegen Gewalt wenden (Telefon 96 476 300). Auch die Caritas betreibt ein solches Büro (Telefon 560 46 32). Die Mitarbeiter beider Einrichtungen beraten und unterstützen Betroffene. www.oegg.de kornelia.meder@caritas-koeln.de In Chorweiler leben Menschen aus mehr als 100 verschiedenen Nationen. „Diskriminierung erleben die Bewohner hier immer wieder“, sagte Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Junge (Grüne) bei der Preisverleihung im proppenvollen Jugendzentrum Northside. Auch die Vorurteile über den Stadtteil kenne sie nur zu gut. Sie nahm an den Sitzungen der Jury teil und ließ die Teilnehmer wissen: „Es war nicht einfach, einen Gewinner festzulegen.“ Und sie freute sich, dass alle Beiträge Gemeinsamkeiten statt Unterschiede in den Vordergrund gerückt haben. „Werte zählen, nicht die äußere Erscheinung“, so Wittsack-Junges Fazit. „Öffentlichkeit gegen Gewalt“ Kinder und Jugendliche aus 14 Einrichtungen beteiligten sich am Wettbewerb, den Caritas, das Jugendamt des Bezirks, das Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg und der Verein „Öffentlichkeit gegen Gewalt“ initiiert hatten. Es gehe um „Einmischung“ und darum, Stellung zu beziehen gegen Rassismus, hieß es im Aufruf. „Die Jugendlichen konnten hier auch eigene Erfahrungen mitteilen“, sagte Ilka Simon vom Antidiskriminierungsbüro des Vereins Öffentlichkeit gegen Gewalt. Sie selbst hat festgestellt, dass sie als weiße Deutsche viele Vorteile bei Behörden hat und eher gehört wird als Menschen mit anderen Wurzeln. Die Teilnehmer präsentierten ihre Werke im Jugendzentrum auf der Bühne. Zwei Gesangseinlagen und ein Frisbee-Duo lockerten die Gala auf. Moderator Muhammet Keser leitete durch das Programm und gab zu Beginn die Devise aus, dass Diskriminierung niemals als selbstverständlicher Fakt hinzunehmen sei. Eine Lehrerin berichtet bei der Preisübergabe an ihre Klasse auf der Bühne, dass viele Kinder die Erfahrung kennen, auf der Straße wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Kleidung geärgert oder gar beleidigt zu werden. Die musikalischen, filmischen, gestalterischen und fotografischen Beiträge zeigten jedoch eindrucksvoll, dass der Respekt füreinander und die Wertschätzung von Vielfalt bei den Kindern und Jugendlichen tief verwurzelt sind. Glückliche Gesichter Preiswürdiges Plakat: Beim Wettbewerb gegen Rassismus landete die Arbeit aus dem Jugendfreizeitwerk Köln auf Platz eins. Foto: Haaser Mit einem Trickfilm zeigten etwa die Grundschüler der James-Krüss-Schule, wie aus verschiedenen Früchten, die aus aller Welt kommen, ein schmackhafter Obstsalat wird. Eine Klasse der Edith-Stein-Realschule widmete sich der indischen Kultur und übte sich in Bollywoodtänzen, Henna-Malerei und indischen Kochkünsten. Schüler aus dem zwölften Jahrgang des Richard-Riemerschmid-Berufskollegs inszenierten für ihre Fotografien stilisierte Mobbingszenen, zum Teil mit Hilfe von verschiedenfarbigen Schokoküssen und Gummibärchen. Ein Besucher des Seeberger Treffs rappte sich die Wut vom Leib. Den zweiten Platz des Wettbewerbs teilten sich die Volkhovener Jugendeinrichtung „Die Villa“ und die 7. Klasse der Peter-Ustinov-Realschule, die jeweils einen Song mit Videoclip einreichten. „Die Kampagne ist ein tolles Medium, um das Thema zu bearbeiten“, stellte Kornelia Meder von der Caritas fest. Die Teilnehmer konnten sich über zahlreiche Geldgeschenke, Gutscheine, Eintrittskarten und Trostpreise freuen. Vielleicht war aber der Tag selber im Northside für viele die größte Belohnung. Die glücklichen Gesichter legten das zumindest nahe.

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