Stigma Ethnizität – Eine Lesung von Frau Dr. Jonuz in der Mediathek Siegen

Stigma Ethnizität – Eine Lesung mit Frau Dr. Jonuz in der Mediathek Siegen

Frau Dr. Jonuz stellte ihr Buch „Stigma Ethnizität – wie zugewanderte Romafamilien der Ethnisierungsfalle begegnen“ am 12. März in der „Mediathek gegen Rassismus und Diskriminierung“ vor. Zu der Lesung waren viele interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer, z.T. auch aus sozialen Einrichtungen gekommen.

Frau Dr. Jonuz begann mit einem Bericht über die 600 Jahre zurückreichende Migration von Sinti und Roma in Europa. Die Migration nach Deutschland weist mehrere Phasen auf. In den 60er Jahren kamen zuerst kleine Gruppen von Kalderasch aus Polen und Lowera aus Österreich nach Deutschland. 1960 kamen dann die so genannten „Gastarbeiterroma“ und ab 1980 vermehrt Flüchtlinge. Derzeit kommen die meisten Zuwanderinnen und Zuwanderer aus Rumänien, Bulgarien, Serbien und Mazedonien und werden oft als Armutsmigranten deklassiert. Die meisten Sinti und Roma leben heute in Südosteuropa. In Deutschland leben 120.000 Sinti und Roma, eine im europäischen Vergleich geringe Anzahl. Dennoch sind sie in Deutschland stark von individueller und institutioneller Diskriminierung betroffen, sodass viele ihre Herkunft als Sinti und Roma verleugnen.

Viele Menschen sehen in den Roma fahrende Zigeuner mit eigenen Gesetzten, welche stehlen, in Wohnwagen leben und keine Schulbildung haben. Diese Stigmatisierung führt dazu, das viele Roma Erwerbslosigkeit (60-90% Arbeitslose), Armut, schlechten Wohnverhältnissen und mangelnden Bildungschancen ausgesetzt sind. Zudem sind viele Familien in Deutschland nur geduldet und haben keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Um das Schicksal dieser Menschen zu verdeutlichen zeigte Frau Dr. Jonuz das gespannte Publikum mehrere kurze Filme, in denen Betroffene über ihr Schicksal in Deutschland berichteten.

Frau Dr. Jonuz konnte aber auch auf eine leicht positive Entwicklung hinweisen. Bei ihren Interviews mit drei Generationen von Sinti und Roma hat sie festgestellt, dass sich die dritte Generation der in Deutschland lebenden Sinti und Roma besser integrieren konnte. Diese Generation weist eine höhere Bildung auf (jedoch hatte nur einer der Befragten das Abitur) und einige haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Am auffallendsten ist es jedoch, dass sich die dritte Generation dem Stigma widersetzt, es aktiv abwehrt und dabei offen mit ihrer Herkunft umgeht.
Im Anschluss an die Lesung fand eine Diskussionsrunde mit Frau Dr. Jonuz statt, in der unter anderem darüber diskutiert wurde, was wir gegen die Diskriminierung und Benachteiligung der Sinti und Roma innerhalb unseres Schulsystems machen können. An dieser Stelle gab Frau Dr. Jonuz auch einen interessanten Einblick in ihr Leben als Roma in Deutschland und berichtete von ihren eigenen Erfahrungen.


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